Zusammenfassung
Zwischen gallenwegstypischen Beschwerden und den nuklearmedizinisch nachweisbaren
Galleabflußstörungen, wie Dyskinesie und Stauung, ergab sich bei 53 Patienten und
Probanden mit mindestens 4 Jahre zurückliegender Cholezystektomie eine hochsignifikante
Korrelation. Keine Beziehung konnte jedoch zu den Serum-Enzymwerten der γ GT, der
alkalischen Phosphatase, des Bilirubins und der Transaminasen gefunden werden. Auch
die cholangiographisch gewonnenen Gallengangsdurchmesser ließen bis zu einer Weite
von 15 mm keine sicheren Rückschlüsse auf das Vorliegen einer Abflußstörung zu, wenn
auch mit zunehmenden Durchmessern über 10 mm Abflußstörungen wahrscheinlicher werden.
Die obere Normgrenze (2 σ) für den „normalen” Galleabfluß ergab sich aus den Hilusdurchflußkurven
der Patienten ohne Dyskinesie mit einer Halbwertszeit von 27,5 min. Die nuklearmedizinisch
erfaßbaren Abflußstörungen sind bei typischer Beschwerdesymptomatik und dem Fehlen
sonstiger pathologischer Befunde einem präklinischen Stadium zuzuordnen, dem pathophysiologisch
eine relative bzw. kompensierte biliodynamische Insuffizienz zugrundeliegt. Kann morphologisch
kein eindeutiges Galleabflußhindernis identifiziert werden, müssen entzündliche Veränderungen
der Papilla Vateri angenommen werden, die selbst bei Gallegesunden sehr häufig, bei
Cholezystektomierten fast immer anzutreffen sind. Bei der Abklärung von Beschwerden
nach Cholezystektomie stellt die quantitative HBFS die empfindlichste Methode zum
objektiven Nachweis von Galleabflußstörungen dar und läßt die weitere Verwendung der
Verlegenheitsdiagnose „Postcholezystektomiesyndrom” vermeiden.
Summary
Fifty-three patients with biliary symptoms were studied at least four years after
cholecystectomy by isotope techniques. There was a highly significant correlation
between symptoms and disturbances of bile flow, such as dyskinesia or obstruction.
There was no correlation with serum enzyme levels such as gamma-GT, alkaline phosphatase,
bilirubin or transaminases. Measurements of the diameter of the bile duct on cholangiograms
provided no evidence of obstruction up to 15 mm., although a diameter in excess of
10 mm. made obstruction likely. The upper value for „normal” bile flow derived from
hilar flow curves of patients without dyskinesia showed a half value period of 27.5
minutes. The disturbances of flow demonstrated by isotope methods in the presence
of typical symptoms, and without other pathological findings, indicate a pre-clinical
stage of a partly compensated bilio-dynamic insufficiency. Where there is no morphological
evidence of biliary obstruction, one must assume inflammatory changes round the papilla
of Vater; these are frequent even in normal biliary tracts and almost always present
after cholecystectomy. Quantitative hepato-biliary scintigraphy is the most reliable
method for objective measurement of disturbances of bile flow and make it possible
to avoid the vague diagnosis of „postcholecystectomy syndrome”.